Vorwort
Mit der Reihe "Klassikers up Platt" haben wir uns vorgenommen, Werke der klassischen Abenteuerliteratur ins Plattdeutsche zu übertragen. Wir möchten damit dem Interesse vieler Leser entgegenkommen, die nach guter Literatur in dieser Sprache Ausschau halten. Die Reihe möchte außerdem dazu beitragen zu zeigen, daß die plattdeutsche Sprache den Anforderungen, die solche Literatur stellt, durchaus gewachsen ist. Bereits in der Vergangenheit haben plattdeutsche Übertragungen gezeigt, daß diese Sprache über ein weitgefächertes Spektrum der Ausdrucksmöglichkeiten verfügt. Die Übertragung von Homers Ilias durch August Dühr und die von Gedichten von Robert Burns durch Karl Eggers und Eduard Hobein sind nur einige Beispiele dafür. In manchen Bereichen ist das Plattdeutsche u. E. sogar besser geeignet als das Hochdeutsche. Das trifft besonders für die Literatur in englischer Sprache zu, denn das Plattdeutsche ist dem Englischen näher verwandt als das Hochdeutsche. Der liebenswerte hintersinnige Humor, der vielfach der englischen Sprache ihre besondere Note gibt, findet im Plattdeutschen viel eher eine Entsprechung als im Hochdeutschen. Auch was den Wortschatz, den Sprachfluß und den Sprachcharakter angeht, ist diese Nähe vielfach festzustellen. Da das Plattdeutsch aber von seinem Wesen her keine geschriebene, sondern eine gesprochene Sprache ist, läßt sich das englische Original nicht wortgetreu übersetzen. Häufig sind Umschreibungen von Begriffen und Redewendungen erforderlich, lange Passagen müssen in kürzere Sätze gegliedert werden. Aber bei unserer Arbeit hat sich gezeigt, daß gerade dadurch die Kraft und Lebendigkeit der englischen Originaltexte oftmals besser wiedergegeben werden als im Hochdeutschen. So bot sich für uns an, uns vor allem Werken aus dem englischen Sprachraum zuzuwenden. Mit "Travels into Several Remote Nations of the World in Four Parts by Lemuel Gulliver, First Surgeon and then Captain of Several Ships" machen wir den Anfang. Wir wünschen dem Leser spannende, vergnügliche aber auch nachdenkliche Stunden bei der Lektüre.
Werner Klipp